Kronoskop: Fenster in die Vergangenheit

Das auf einem Stativ stehende, drehbare, einem Touristenfernrohr ähnliche Kronoskop zeigt dem Betrachter an der Stelle der heutigen Ruinen, die mittels Computer rekonstruierten, antiken oder mittelalterlichen Gebäude.

Archäologen diskutieren seit jeher, in welcher Form es erlaubt sei Gebäude, die an Hand von Ruinen angenommen werden könnten, darzustellen. Ein Bild, das Modell in der Vitrine oder die Computeranimation am Bildschirm ist losgelöst vom Standort der Ruine. Die Umgebung und die Perspektive sind anders. Neu aufbauen? Manche wählen diese Lösung, obwohl sie sehr teuer und aus fachlicher Sicht riskant ist. Niemand kann garantieren, dass das Gebäude tatsächlich so ausgesehen hat, wo sind die damaligen Materialien, die Technologie? Weiters besteht die Gefahr, dass die Rekonstruktion fehl schlägt, diese bedeckt dann auch noch die Originalruinen. Der Bedarf ist jedoch enorm, die meisten Besucher von Ruinenfeldern wünschen sich mehr, als die kniehohen Mauerreste, an Hand derer sie sich die Originalgebäude einfach nicht vorstellen können. Die Erfinder des Kronoskop bedienen sich der Methode der virtuellen Darstellung. Der Besucher kann in das vor Ort aufgestellte Kronoskop blicken, kann sich durch das drehbare Okular sogar - wie mit einem Periskop - umschauen und sieht im Apparat die rekonstruierte Vergangenheit.


Im Bild des Kronoskops wird die rekonstruierte Vergangenheit dargestellt. An Stelle der wichtigsten Mauerreste sieht der Besucher die mehrere hundert oder tausend Jahre alten Gebäude. Wie auf einem Foto erkennt er jedes Detail, die Säulen, Fenster und Ziegel. Mehr noch: die neueste Konstruktion ermöglicht sogar die Darstellung von Videosequenzen und das noch in 360 Grad – wohin man nur schaut erwacht die Vergangenheit zum Leben!

Die Methode ist nicht nur für die Darstellung von Ruinen einsetzbar, ganze Stadtbilder könnten gezeigt werden. Der Tourist könnte sich mit dem Kronoskop, wie mit einem Zauberfernrohr, Budapest im 19. Jhdt, oder Esztergoms Hauptplatz im Mittelalter anschauen. Oder aber auch die Zukunft: ein neues Bauprojekt kann somit bereits in der Planungsphase ins bestehende Stadtbild gesetzt den Einwohnern gezeigt werden.

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Panorama des ehemaligen Kettenbrückenplatzes in Budapest um 1880. Am Computer aus Archivbildern und Fotos von Museen mittels Fotomontage erstellt (László Holakovszky).  
Das Kronoskop ist eine Originalerfindung, welches als ungarisches und bald auch als europäisches Patent registriert ist. Der Apparat ist bis zu 360 Grad schwenkbar, lässt automatisch jedes Bildsegment erscheinen, welches zum vorliegenden Winkel gehört. Das Bild des Okulars hat einen großen Blickwinkel (40°) und hat eine hohe Lichtstärke. Die Hülle hält jedem Wetter stand, ist Regen-, stärkste Sonneneinstahlung-, Frostbeständig. Der Kopfteil ist dank der beiden seitlichen Griffe einfach drehbar, drei Auftrittsplattformen ermöglichen sowohl Kindern, als auch kleingewachsenen Erwachsenen das bequeme durchschauen. Das Design des Apparats stammt von Tamás Hurton.

Das Bild des Kronoskops wird selbstverständlich am Computer, mittels neuester 3D-Technik generiert. Die Arbeit beginnt immer mit der Erstellung der theoretischen Rekonstruktionen. Fachexperten (meist Archäologen) versuchen an Hand der Ruinen, mit Hilfe von damaligen Abbildungen oder erhaltenen gebliebenen, ähnlichen Gebäudestrukturen festzustellen, wie das Gebäude ausgesehen hat.

theoretische Rekonstruktion des Macellum in Aquincum (Gyula Istvánfi)
Auf Basis dieser erstellt der Architekt-Informatiker die 3D-Gebäudemodelle, die er mittels geeigneter Software in die gewünschte Perspektive dreht. Er fügt das virtuelle Gebäude in die digitalisierte Ausgrabungsumgebung ein und simuliert die natürlichen Lichtquellen.

3D-Rekonstruktion des Mallecum in Aquincum (Gergely Borgulya)